Ein Bild von einem Bild!
Loisl Rottensteiner ist damit reich und berühmt geworden, und alle anderen fragen: Wie ging sich das aus?
Die Geschwindigkeit lässt sich aus dem Sprungverhalten schätzen, sagen wir 100 bis 120 km/h. Die Räder sind noch falsch eingeschlagen, der Fahrer hat nur eine Hand am Volant, und wenn er auf diese Art landet, muss das Auto über die Schulter abrollen. Anders gesagt, es wird sich zwei- oder dreimal überschlagen, und die zierliche Lancia Fulvia HF wird sich entblättern bis auf die Getriebezahnradeln.
Dramaturgisch war das erklärbar: Letzte Sonderprüfung der Alpenfahrt 1968, Hannu Mikkola lag um 1,4 sec hinter dem Ford Escort von Bengt Söderström, musste also auf Angriff fahren.
Topografisch ist es auch erklärbar: Das Niederalpl, zwischen Wegscheid und Mürzsteg, war Rallyefahrers ultimative Orgie, Schotter natürlich, swinging, Hochschaubahn mit schnellem Geläuf, jauchzend flog die Seele dem Auto voraus.
Aber Mikkola lebt noch, und wie! Er kriegte die zweite Hand ans Steuer, korrigierte die Räder, die Fulvia federte beim Aufkommen bis zu den Ohren ein, aber sonst passierte nix. Mikkola blieb Zweiter.
Motorsportler führten damals nie Klage über technische Misslichkeiten. Jahre später erzählte mir Hannu Mikkola: Das Gas war auf der ganzen Sonderprüfung auf Vollgas stecken geblieben, und damals überdrehte ein Motor noch in Nullkommanix, und so hatte Hannu eine Hand meistens am Zündschlüssel. Was er nicht sagte: Er besaß eben schon den unglaublichen Instinkt für das Mögliche, der aus einem unbekannten jungen Finnen einen der größten Rallyefahrer aller Zeiten machen sollte.
Niederalpl, 18. Mai 1968, West-Ost-Richtung, aber suchen Sie nicht diese Stelle, man hat sie begradigt und unter Asphalt begraben. Da hebt nur noch die Erinnerung ab…
(von Herbert Völker | www.alpenfahrt.com)